„Welt, ich muss Dich lassen ...“
Als Countertenor, Programmgestalter und vor allem als Komponist wandert Roland Kunz von jeher wie selbstverständlich zwischen Klassik, Jazz und Pop hin und her. Eine ganz besondere Beziehung besitzt er aber seit Kindertagen zur Orgel. Für ihn ist ihr Klang „einerseits mystisch-geheimnisvoll, andererseits ein kraftvoller Sturm.“ Und genau diese Züge finden sich in seinem Werk „Welt, ich muss dich lassen ...“, das den Bogen vom magisch Mysteriösen hin zum gleißend strahlenden Licht im vollen Tutti schlägt.
Das Auftragsmotto „Orgelmusik in Zeiten von Corona“ hat bei Kunz insbesondere zwei Gedanken ausgelöst: „Zum einen ein schicksalhaftes Anrufen ‚Hör mein Flehen, lass mich atmen...‘; zum anderen die Wendung ‚Finis coronat opus‘ (‚Das Ende krönt das Werk‘), der barocke Ruf nach einer opulenten Schluss-Passacaglia. Das Werk zitiert zu Beginn den Cantus Firmus ‚Welt, ich muss Dich lassen‘ als eine noch ‚diffus-ferne Erkenntnis‘, das folgende Passacaglia-Thema generiert sich aus dem Ruf ‚Hör mein Flehen...‘, baut sich mehr und mehr auf und wächst zu einem Sturm heran, der den vollen Atem der Orgel verlangt. Am Ende steht die in gleißendes C-Dur-Licht getauchte Gewissheit: ‚Welt, ich muss Dich lassen‘.“ Und auch bei diesem fulminanten Gipfelpunkt wird überdeutlich, warum für Kunz die Orgel eines ganz besonders ist – nämlich ein wahres „Himmelsorchester“!
Guido Fischer
Zur Video-Aufnahme von ‚Welt, ich muss Dich lassen‘

Roland Kunz
Roland Kunz, geboren 1960 in Saarlouis, studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Saarbrücken, bevor er ein Gesangsstudium in Holland und Frankfurt am Main absolvierte. Als Countertenor war er festes Mitglied zahlreicher Ensembles. Seit 1983 ist er Radiomoderator und Programmgestalter beim SR 2 KulturRadio, BR, SWR und WDR und engagiert sich in der Musikvermittlung. Er komponierte zahlreiche abendfüllende Werke, u.a. die drei Oratorien „Der Seele Ruh“, „PAX!“ und „Hildegard“ sowie den Liedzyklus „nine-and-fifty-swans“, der für den Preis der deutschen Schallplattenkritik nominiert war. Für sein Wirken wurde er für den „Europäischen Radiopreis“ vorgeschlagen und erhielt den Kulturpreis der Stadt und des Landkreises Saarlouis.
