„Nah und fern“
Die Orgel verkörpert wie kein anderes Instrument die abendländische Musikgeschichte. Doch gerade im 20. Jahrhundert wurde die Orgelmusik immer musikweltoffener – als etwa Olivier Messiaen Einflüsse aus Indien und Bali in seinen Werken verarbeitete. Die besonders von der französischen Moderne geprägte Konzertorganistin und Komponistin Iris Rieg lädt nun mit ihrem Stück „Nah und fern“ zu einer Klangreise nach Westafrika, nach Mali ein. Dort lebt bis heute die uralte Tradition der Griots weiter, dieser herumwandernden Geschichtenerzähler, die sich dabei auf der bauchigen und mit 21 Saiten bespannten Kora-Harfe begleiten. Die Basslinien werden dabei mit dem Daumen gezupft. Während man nur mit dem Zeigefinger irrwitzig brillante Variationen spielt.
Die atemberaubende Kunst der Kora-Virtuosen hatte Iris Rieg einmal im Rahmen eines Jazzkonzerts erlebt – und sich jetzt, für „Nah und fern“, wieder an diese erinnert. Rieg hat dafür westafrikanische Themen mit der für die Kora typischen rhythmischen Virtuosität sowie dem Melos der französischen Musik miteinander verschmolzen. Dieses Werk, so die Komponistin, spannt so einen erzählerischen Bogen um die Welt und vereint dabei Gegensätze. Zugleich ist dieser Brückenschlag in Zeiten von Corona auch Ausdruck der grenzenlosen, verbindenden Kraft der Musik: „Die Liebe zur Musik kennt keine epidemischen Grenzen. Sie verbindet Musizierende entferntester Landstriche und unterschiedlichster Lebensgewohnheiten miteinander.“
Guido Fischer
Zur Video-Aufnahme von „Nah und fern“

Iris Rieg
Die Kirchenmusikerin, Konzertorganistin und Komponistin Iris Rieg wurde 1972 in Schwäbisch Gmünd geboren. Nach einem Schulmusikstudium, das sie mit dem ersten Staatsexamen abschloss, folgten ein Studium im Fach Orgel und der Katholischen Kirchenmusik. Rieg hat derzeit Lehraufträge in Köln inne und veröffentlichte die Improvisationsschule für Orgel „Feuer und Farbe“. Ihre freiberufliche Tätigkeit als Organistin, Pianistin, Chorleiterin und Komponistin führten sie u.a. in die Kirche Notre Dame de Paris sowie den Kölner und Berliner Dom. Sie arbeitete bereits mit Ensembles wie dem Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt, den Bochumer Symphonikern, dem Kölner Domchor und dem Europäischen Kammerchor zusammen.
