„furueru“
„Anna Korsun lässt neue musikalische Welten entstehen“, sagt der Münchner Komponist Moritz Eggert über seine ehemalige Schülerin, die 2018 für ihre eigenwilligen und eigentümlich berührenden Kreationen mit dem Kunstpreis der Berliner Akademie der Künste gekürt wurde. In der Tat versteht es die 1986 im ukrainischen Donetsk geborene Komponistin, unheimlich vertraute Harmonien wie aus einer anderen Welt zu erzeugen. In „furueru“ übersetzt Korsun die japanische Bedeutung des Stücktitels im beständigen Wechsel aus schnellen und langsamen Repetitionen sowie mit asynchronen Trillern und kleinen Tonschwebungen in Klang: „(er)zitternd“ und „(er)bebend“. Das Stück charakterisiert die Komponistin in der Vortragsbezeichnung als durchscheinend („traslucido“) und zart („fragile“): „Ich kann die Musikgestalt des Stückes als ständig vibrierende Substanz beschreiben“, präzisiert Anna Korsun in ihrem Kommentar zum Werk: „Es ist instabil, es nimmt verschiedene Formen an, es ist schwach und stark zugleich.“ Als Register werden nur klare Grundstimmen verwendet, die in ihrer sphärisch tremolierenden, manchmal irritierenden und ungemein intensiven Verfasstheit unmittelbar auf die Sinne einwirken und eine ganz eigene, schwer zu fassende Schönheit erzeugen: „Intuition und Gehirn, Klänge und Konzept – alles sollte in Harmonie stehen.“
Dr. Anna Schürmer
Zur Video-Aufnahme von „furueru“

Anna Korsun
Anna Korsun ist Komponistin, Klangkünstlerin und Performerin. Ein Kompositionsstudium mit anschließender Meisterklasse führte die 1986 in der Ukraine geborene Künstlerin nach Kiew und München. Ihre Arbeiten sind an der Schnittstelle zwischen Komposition, Performance und Sound Art angesiedelt. Korsun schreibt Werke für Soloinstrumente, Ensembles und Orchester ebenso wie für die menschliche Stimme, Elektronik und Klangobjekte. Sie wirkt zudem an Projekten in den Bereichen Theater, Choreografie, Videokunst und Literatur mit. Korsun ist Preisträgerin u.a. des Gaudeamus Award und erhielt 2018 den Kunstpreis Berlin. Sie unterrichtet Komposition am Conservatorium van Amsterdam.
