„Et Exspecto“
Er gehört zu den Haudegen der zeitgenössischen Musikszene und auch sein Œuvre verrät den komponierenden Tausendsassa: Minimal Music und Musique Concrète, Free Jazz und Avantgarde ziehen sich durch das immer auch politisch engagierte Werk von Peter Michael Hamel. Mit „Et Exspecto“ hat er unter den Vorzeichen von COVID-19 ein Orgelstück komponiert, das er „den Opfern der Pandemie“ widmet und mit dem er „die Hoffnung auf eine Auferstehung der Toten als gregorianische Antiphon“ zum Ausdruck bringt: als reflektierendes Element, das in der Regel als Wechselgesang zwischen zwei Chören oder einem Vorsänger und der Gemeinde vollzogen wird. Das antiphone Element integriert der Komponist in sein Orgelstück, indem er das Credo der lateinischen Messe – „… et exspecto resurrectionem mortuorum …“ – mit dem Pfingstlied „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ verbindet; zudem arrangiert er das Werk so, „dass auch ein sechsstimmiger Chor (aus drei Frauen- und drei Männerstimmen) mitwirken könnte.“ Hier schwingt der Geist der von Hamel beschworenen „integrativen Musik“ mit: einer transkulturell wirksamen, ursprünglichen und geistigen Klangkunst, die zwischen rational greifbaren und mythisch verklärten Schichten changiert. Die spannungsreiche Anlage unterstreicht der Komponist noch, indem „Et Exspecto“ „entweder als leise Kontemplation […] oder als überwältigender Sturm“ interpretiert werden kann.
Dr. Anna Schürmer
Zur Video-Aufnahme „Et Exspecto“

Peter Michael Hamel
Der 1947 in München geborene Peter Michael Hamel studierte Komposition u.a. bei Günter Bialas und Musikwissenschaften bei Thrasybulos Georgiades und Carl Dahlhaus in Westberlin. 1988 wurde seine erste Sinfonie „Die Lichtung“ unter der Leitung von Sergiu Celibidache uraufgeführt. Sein Œuvre beinhaltet mittlerweile vier Musiktheaterwerke sowie zahlreiche Kompositionen für Orchester-, Chor- und Kammermusik, die u.a. im Rahmen der Reihe „musica viva“ in München, der Salzburger Festspiele, der Berliner Festwochen und der Donaueschinger Musiktage uraufgeführt wurden. Einspielungen seiner Werke erschienen u.a. bei WERGO und Celestial Harmonies. Seit 2018 ist Hamel Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Nach einer C4-Professur an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg war er bis 2021 Musikdirektor der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München.
